Auch wenn gerne mal der Eindruck entstehen mag, wir hätten unsere Erde umfassend erforscht, so täuschen wir uns. Tatsächlich wissen wir nämlich so gut wie gar nichts über einen Großteil unseres Planeten: über das Meer. Vielleicht übt das Meer gerade deshalb eine so große Faszination auf uns Menschen aus. Die unbekannten Tiefen der Ozeane locken und mit einer Mischung aus Furcht und Entdeckerfreude zieht es uns immer wieder an die Küsten und auf große Fahrt.
Tiefseebewohner
Photo by Morten A. Strøksnes
So ähnlich ergeht es auch den beiden Freunden Morten und Hugo, die es sich in den Kopf gesetzt haben, eine der seltsamsten Kreaturen des Meeres zu fangen: den Eishai. Dieser geheimnisvolle und sagenumwobene Tiefseebewohner des Nordatlantiks jagt lautlos in den eiskalten Gewässern vor den Lofoten und übt bereits seit langer Zeit eine enorme Anziehungskraft auf Hugo aus. Kein Wunder, schließlich stammt er aus einer alteingesessenen norwegischen Fischerfamilie und hat von jeher eine ganz besondere Beziehung zum Meer. Sein Freund Morten fragt sich manchmal sogar, ob Hugo nicht tatsächlich mehr Fisch als Mensch sei. Gemeinsam machen sich die beiden auf, dem legendären Eishai auf die Spur zu kommen.
Für den Stadtmenschen Morten ist das Abenteuer gleichzeitig auch Erholung von seinem Alltag. Während die beiden Freunde auf das richtige Wetter warten, um vor den Lofoten in See zu stechen, geht Morten am Strand spazieren, liest viel und genießt die entspannende und beruhigende Wirkung des Wellenrauschens. Nur ein paar Mal im Jahr stehen die Chancen gut für einen erfolgreichen Fang vor den Lofoten – dann warten die beiden Freunde in einem sanft auf den Wellen schaukelnden Schlauchboot darauf, dass der Fisch anbeißt. Eine Aufgabe, die große Geduld erfordert und die innere Ruhe fördert, denn der Eishai lässt sich Zeit.
Die Beziehung zwischen Mensch und Meer
Photo by Alva Gehrmann
In „Das Buch vom Meer“ dokumentiert der norwegische Autor Morten A. Strøksnes nicht nur seine und die Suche seines Freundes Hugo nach dem Eishai, sondern er philosophiert zugleich höchst unterhaltsam über die Beziehung zwischen Mensch und Meer im allgemeinen. Schließlich kann ein Tag in einem Schlauchboot ziemlich lang werden, wenn man mit den Gedanken nicht irgendwohin abschweift. Im Wechselspiel zwischen Hugos Anekdoten über seine zahlreichen Abenteuer auf dem Meer und Mortens Zitaten aus Gedichten, Büchern und wissenschaftlichen Artikeln zum gleichen Thema zieht das Buch den Leser immer tiefer in seinen Bann. Am Ende hat man nicht nur das wunderbare Gefühl bestens unterhalten worden zu sein, sondern ist dem Meer und seinen unergründlichen Geheimnissen auch ein Stückchen näher gekommen.
Eine Liebeserklärung an das Meer
„Das Buch vom Meer“ ist faszinierende Abenteuergeschichte und literarisches Sachbuch zugleich – vor allem aber ist es eine Liebeserklärung an das Meer. Wer noch das perfekte Buch für entspannte Lesestunden an nasskalten Winterwochenenden oder in der Zeit zwischen den Jahren sucht, liegt mit diesem Buch genau richtig. Uns hat der Inhalt ebenso überzeugt wie die liebevolle und stimmige Aufmachung: Passend zum Thema ist das Hardcover in meerblaues Leinen mit maritimen Motiven gebunden. Und auch auf den Innenseiten wimmelt es von Wellen und Fischen – einfach wunderschön!
Das „Buch vom Meer oder Wie zwei Freunde im Schlauchboot ausziehen, um im Nordmeer einen Eishai zu fangen, und dafür ein ganzes Jahr brauchen“ von Morten A. Strøksnes ist auf Deutsch in der Deutschen Verlags-Anstalt (München) erschienen. 368 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Leinen, Preis 19,99 € (ISBN: 978-3-421-04739-7).
(Photo Header by Morten A. Strøksnes)
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