Kaum ein Land ist so bereit, sich für Nachhaltigkeit so einzusetzen wie Norwegen. Derzeit ist dort eine „Smart City“ in Planung – Vorreiter für eine bahnbrechend innovative Stadtentwicklung. Das Mega-Projekt zeigt: Die Liebe der Norweger zur Natur und Nachhaltigkeit ist groß. Und der Wille zu Veränderung und Innovation noch größer.
Es ist doch eigentlich ein kleines Völkchen: In Norwegen leben etwas mehr als 5 Millionen Einwohner. Das kann man manchmal vergessen, denn diese 5 Millionen stellen als innovative Vorreiter immer wieder alles Mögliche auf die Beine – ob es um die Förderung der Frauenquote, nachhaltiges Design oder Elektromobilität geht. Und nun also die „Oslo Airport City“, ein Smart City-Projekt, das sich zunächst wie die Ankündigung eines neuen Science-Fiction-Streifens anhört.
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Nachhaltigkeit in Norwegen – hier fliegen sogar Flugzeuge leise!
Entstehen soll die Zukunftsstadt in der Nähe des Osloer Flughafens. Das klingt laut, weshalb sie erst einmal vor allem für Menschen gedacht ist, die auf dem angrenzenden Flughafen arbeiten und einen kurzen Weg zur Arbeit schätzen. Aber: Auch dafür, dass Flugzeuge künftig weniger Lärm machen, ist in Norwegen gesorgt. Bis 2040 werden in Norwegen auf Kurzstreckenflügen nur noch Flugzeuge mit sehr viel leiseren Elektromotoren eingesetzt.
Eine kleine Stadt mit großen Ambitionen
Die gesamte Planung der Kleinstadt „Oslo Airport City“ beruht auf dem Konzept der Nachhaltigkeit und Ökologie. Wer da das Bild von kleinen Häuschen im Grünen im Kopf hat, irrt sich. Klein wird die neue Stadt zwar sein – dafür aber hochmodern. Sie ist mit futuristischen Glas- und Stahlgebäuden und einem dichten Stadtkern als „radikales, smartes Öko-Experiment“ gedacht. Und das bedeutet: Die Einwohner sollen fast alles zu Fuß oder mit dem Rad erledigen und öffentliche Verkehrsmittel an jedem Ort innerhalb von fünf Gehminuten erreichen können. Autos mit Verbrennungsmotoren werden im Stadtzentrum nicht herumknattern, bei Bedarf steht für längere Strecken aber eine Flotte autonomer Elektromobile zur Verfügung – und damit gehört der Verkehrslärm in Oslos Smart City der Vergangenheit an.
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Und ein paar weitere Asse haben die für die Planungen zuständigen Architekturbüros Haptic und Nordic Office of Architecture zusätzlich noch im Ärmel: Strom soll mithilfe von Geothermik und Solarenergie erzeugt werden, unter anderem durch Photovoltaikanlagen, die gläserne Gebäudehüllen umschließen. Sollte zu viel Strom produziert werden, wird er automatisch an umliegende Gemeinden verkauft. Die Luftzirkulation und begrünte Dächer sollen dazu beitragen, den Energiebedarf zu senken – wie auch die von Computersystemen nach Bedarf regulierte Beleuchtung von Straßen, die auf Wetterlagen reagiert und deshalb möglichst wenig Energie verbraucht.
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Ein Land auf Innovationskurs – Nachhaltigkeit in Norwegen
Wer das Konzept der Planer Haptic und Nordic Office of Architecture anschaut, merkt: Hier arbeiten Menschen, die Innovationen lieben – nicht um der Innovation willen, sondern weil sie die Natur lieben. Ob Norweger die Natur so lieben, weil hier das Wasser und die Wälder überall zum Greifen nah zu sein scheinen?
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Oder daran, dass es im Winter so lang dunkel und kalt ist, dass im Frühling das Erwachen der Natur auch für die Norweger jedes Jahr wieder ein Erweckungserlebnis ist? Egal. Die Norweger tun jedenfalls alles dafür, um nachhaltig zu leben und ihr Land so ökologisch wie möglich zu gestalten – die „Oslo Airport City“ ist hierfür nur ein Beispiel. 2017 hat das Parlament in Oslo einen Plan verabschiedet, nach dem Norwegen bis 2030 klimaneutral sein soll – das wäre zwei Jahrzehnte früher als ursprünglich geplant. Und ein Gesetzesentwurf sieht vor, den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor innerhalb der nächsten zehn Jahre zu verbieten. Das Ziel: Bis 2025 sollen alle PKWs in Norwegen durch grüne Energie angetrieben werden.
Auch norwegische Unternehmen setzen auf nachhaltige Konzepte. Ekornes zum Beispiel beschäftigt sich mit dem Thema „klimaneutrales Heizen“ und schont Ressourcen, damit diese besser eingesetzt werden können. Ein Beispiel gefällig? Stressless Sessel- und Sofagestelle werden aus einem schönen europäischen Buchenholz hergestellt. Die angefallenen Holzabfälle werden verbrannt und zum Beheizen der unternehmenseigenen Anlagen genutzt. So werden der Energiebedarf reduziert und die Wälder der Umgebung geschützt.
Natürlich bleibt immer noch viel zu tun in Sachen Nachhaltigkeit. Aber Norwegen ist auf dem Weg. Und dabei ziemlich weit vorn.
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